Monika Kruse

Veröffentlicht auf von Slater

Monika Kruse


Wohl jedem Freund elektronischer Klänge dürfte in den vergangenen 15 Jahren der Name Monika Kruse mehrfach zu Gehör gekommen sein. Sei es auf einem ihrer Gigs, auf denen sie die Tanzflächen rund um den Erdball zum Kochen bringt oder mit einem ihrer zahlreichen Releases; sie ist einfach immer und überall. Trotz allem fand sie die Zeit, für uns den Soundtrack des bevorstehenden Sommers abzumischen und ein paar Fragen zu beantworten.


MK: Gute Frage. Wie kommt man dazu? Irgendwie war es wieder an der Zeit, so etwas zu machen, zumal auch die Fans schon mehrfach nachgefragt hatten, ob ich nicht mal wieder ein Set von mir auf CD veröffentlichen kann. Daraus entwickelte sich dann wohl die Grundidee zu „On The Road Vol. 4”.

RL: Warum fällt diese CD etwas zurückhaltender aus als ihr Vorgänger?

MK: „On The Road Vol. 3“ erschien als Doppel-CD, wovon eine CD lediglich dem Peak-Time Techno und die andere den ruhigeren, melodiöseren Tracks gewidmet war. Dieses Mal wollte ich bewusst den Spannungsbogen so wie bei einem mehrstündigen Set setzen: Minimal anfangen, Gas geben, zurückfahren, mal ruhig, mal melodiös, dann etwas Peak-Time Techno - alles andere wäre mir zu langweilig erschienen. Dass die „harten Sachen“ bei dieser CD etwas zu kurz gekommen sind, liegt wohl daran, dass mir derzeit die groovigeren, verspielteren Produktionen mehr liegen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich in den vergangenen 15 Jahren immer weiterentwickelt habe. Das ging über Hip Hop, Funk, Soul bis hin zu Deep House. Dann kamen die harten Technotracks mit ins Spiel. Doch ich finde, in letzter Zeit wiederholt sich in diesem Stil einfach zu viel. Ich aber brauche die Abwechslung in der Musik.

RL: Dass du die nötige Abwechslung in der Musik benötigst, sieht man auch anhand deiner beiden Labels. Worin liegt der Unterschied zwischen Electric Avenue und Terminal M.?

MK: Definitiv im Sound. Terminal M. steht für den Peak-Time Techno, für das hektische Treiben, wie man es eben von einem Flughafen gewohnt ist. Alles ist schnell und laut. Electric Avenue dagegen steht für das Verspielte, Ruhige und Melodiöse. Es gleicht dem Autofahren auf einer verkehrsarmen Straße ohne Zeitdruck, ohne Ziel.

RL: Entspricht das Set auf der CD einem deiner letzen Gigs?

MK: Nur so ungefähr. Live kann man ja sehr spontan reagieren und auf das Publikum eingehen, hier und da noch schnell eine andere Platte aus dem Case ziehen, wenn es sein muss. Bei der CD muss ich aber im Vorfeld die Freigaben der einzelnen Künstler bekommen und dabei scheiden dann leider schon einige Wunschkandidaten wegen zu hoher Preisvorstellungen im Vorfeld aus. Aus den Scheiben, für die ich das Okay zur Verwendung bekam, habe ich dann versucht, einen roten Faden zu spinnen, der einem Set von mir sehr nahe kommt.

RL: Deine DJ-Karriere geht nun schon ins fünfzehnte Jahr. Wie fühlt man sich nach so langer Zeit?

MK: Man fühlt sich schon älter und steckt auch nicht mehr jede Partynacht so leicht weg wie mit 20. Aber es macht immer noch Spaß. Es wird einfach nicht langweilig. Ich liebe es!

RL: Keine Pause?

MK: Doch! Kleine Auszeiten müssen einfach sein; Zeiten, in denen ich völlig ohne Plattenkoffer verreise. Ein Wochenende pro Monat halte ich mir auch immer frei für meine Freunde, die ich sonst nicht treffen kann. Da ist es mir wichtiger, die Basis zu meinen Leuten nicht zu verlieren, als noch einen Gig mehr zu bestreiten.

RL: Und wie sieht es in 15 Jahren aus?

MK: Vielleicht mache ich noch irgendetwas mit Musik. Aber ich hatte mir auch schon mal überlegt, so ab Mitte 40 vielleicht noch eine Ausbildung zur Heilpraktikerin zu starten. Chinesische Medizin interessiert mich sehr oder die Arbeit als Masseurin. Egal, es sollte auf jeden Fall mit Menschen zu tun haben. Ich muss einfach weiterhin Energien übertragen können, so wie jetzt beim Auflegen.

RL: Hast du nach all den Jahren noch Lampenfieber?

MK: Immer! Ich bin angespannt vor jedem einzelnen Gig. Man weiß ja nie, wie es wird, wie das Publikum drauf ist. Es passiert, dass ich in einem kleinen Club mit 50 Gästen nervöser bin als wenn ich vor 10.000 Leuten spiele. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was es so spannend macht. Es ist eben kein 08/15-Job. Das Ungewisse sorgt immer für die nötige Spannung bzw. Anspannung.

RL: Spannend ist ja derzeit auch das Float-Voting für die Loveparade in Berlin. Du hast dich mit „No Historical Backspin“ um einen Float beworben. Wie siehst du deine Chancen?

MK: Ich weiß es nicht. Ich hoffe aber sehr, dass wir dabei sind, denn das Line Up mit Ricardo Villalobos, dan Curtin und Dave Shokh und anderen kann sich wirklich sehen und hören lassen. Obwohl, „wir“ ist leider nicht ganz richtig, denn ich selber bin ja leider nicht mit dabei, da ich an diesem Tag auf der „Sensation White“ spiele und dieses Booking schon stand, bevor es hieß, dass die Parade nach Berlin zurückkehrt. Das hat mich natürlich ein bisschen traurig gemacht, zumal ich auch wieder an der Siegessäule spielen sollte. Aber ich habe nun schon einen anderen Gig, den ich auf keinen Fall hätte absagen wollen.

RL: „No Historical Backspin“, dein Projekt gegen Rassismus, Gewalt und Intoleranz, existiert nun schon seit dem Jahr 2000. Was passiert aktuell?

MK: Zurzeit versuche ich, das wieder etwas zu intensivieren. Die nächste Party dieser Reihe steht auch schon fest und ist am 14. Juni 2006 im „Watergate“ hier in Berlin. Es ist aber nach wie vor schwierig, für diese Sache alles auf die Beine zu stellen. Du musst die DJs überzeugen, ohne Gage zu spielen und du musst einen Club finden, der auf einen Teil seiner Einnahmen verzichtet. Aber ich möchte das nicht aufgeben, denn das Thema ist nach wie vor aktuell. Ich finde, diese Veranstaltungsreihe hat bisher recht gut funktioniert und wird es auch weiterhin; wenn auch jedes Mal mit enormen Aufwand im Vorfeld.

RL: Das 50. Release auf Terminal M Records ist soeben erschienen. Ein relativ großer Teil davon stammt von dir selbst. Andere brauchen halbe Ewigkeiten, um einen Track an den Start zu bringen. Bei dir scheint es, als würdest du pausenlos einen kreativen Schub bekommen.

MK: Stimmt! Ich habe mich letztens selbst etwas erschrocken, als ich den Backcatalogue gelesen habe, wie viel da von mir dabei ist. Aber ich produziere ja auch schon seit zehn Jahren. Doch pausenlos kreative Schübe habe ich nicht. Wenn ich alleine im Studio sitze, dauert es schon ungefähr einen Monat, bevor ein Track sich so anhört, wie ich ihn mir vorstelle. Schneller geht das nur, wenn ich mit jemandem zusammenarbeite. Das hat den Vorteil der gegenseitigen Inspiration. Da wird hier und da noch eine HiHat anders gesetzt, die Bassdrum anders betont oder man probiert noch einen völlig anderen Synthiesound aus und ist einfach mit viel mehr Spaß an der ganzen Sache dabei. Da kann es dann auch passieren, dass, wie bei der aktuellen Single, die zusammen mit Patrick Lindsey entstanden ist, uns kein passender Titel einfiel. Als ich dann fragte: 'Und wie heißt der Scheiß jetzt?', kürzten wir kurzerhand meine Frage auf ein paar Anfangsbuchstaben zusammen und nannten das Ganze dann „whds“.

RL: Wann und wo bekommen wir dieses Buchstabengewirr bzw. dich in diesem Sommer denn zu Gesicht oder besser gesagt zu Gehör?

MK: Ich freue mich riesig auf die „Sensation White“. Dort hatte ich im vergangenen Jahr schon Gänsehaut-Feeling und bin gespannt, was dieses Mal passiert. Dann geht’s auf ein Festival nach Japan, zusammen mit Carl Cox im August nach Ibiza und mein Geburtstag steht vor der Tür. Da ich ein großer Fan von Richie Hawtin bin, habe ich ihn eingeladen, mit mir zusammen an diesem Tag aufzulegen. Wir feiern am 23. Juli tagsüber auf dem Schloss in Meiningen; nähere Infos dazu wird es wohl in Kürze auch geben. Ich hoffe nur, dass auch das Wetter mitspielt.




 
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